Empfehlung

♥︎ Robert Seethaler: Das Café ohne Namen. Berlin: Ullstein 2023. 283 S., 24€.
Der Roman beginnt im Jahr 1966, als der Arbeiter Robert Simon beschließt, in einem armen Wiener Viertel ein Café zu eröffnen. Die Menschen, die in diesem Café ein- und ausgehen, kämpfen am unteren Rand der entstehenden Wohlstandsgesellschaft um ihre Existenz und ihren Platz. Ihre trivialen Geschichten, deren Anteilnahme man sich als Leser nicht entziehen kann, werden aus einer genau beobachtenden Perspektive, aber auch als szenischer Dialog episodenhaft erzählt. Die darstellende Sprache ist verblüffend präzise und wirksam, wie man sie filmisch schwerlich umsetzen könnte, und wird zum großen Lesevergnügen, z.B. diese Landschaftsbeschreibung: „… Oder irgendein Ziegelteich draußen bei Traiskirchen. Hauptsache Wasser. Und Libellen, die darüberstehen, als wären sie in Luft genagelt …“. Genau so plastisch werden das Café und die Gäste illustriert, so dass man selbst zum Stammgast wird. – Einer der besten Romane Seethalers, die ich gelesen habe! (JGS)

 

 

 

♥︎ „Dear Reader“ – ein empfehlenswerter Podcast

Jenseits der Bücher-Sendungen im Stil von Thea Dorn oder Dennis Scheck, in denen meist Neuerscheinungen kontrovers rezensiert werden, empfehle ich einen Literatur-Podcast, in dem die Autorin Mascha Jacobs* jeweils in einem längeren Gespräch mit anderen Autorïnnen sympathetische Urteile gemeinsamer Leseerlebnisse anstrebt und dabei ein weites Spektrum literarischer Themen und Textempfehlungen bietet. Der monatliche Podcast lässt sich auf allen Endgeräten abonnieren und abspielen. (Joh. G. Sanders)

*Mascha Jacobs (1978) hat Literaturwissenschaft und Geschichte in Bochum studiert (Magister) und arbeitet seither als Publizistin und freie Autorin für unterschiedliche Medien (u. a. Zeit Online, Zündfunk, Missy Magazin, Neue Rundschau). Sie moderiert den Podcast DEAR READER, in dem sie sich mit Autorinnen und Autoren über ihre Lieblingsbücher unterhält. Neben Tätigkeiten als Lektorin und Redakteurin (10nach8 bei Zeit Online, Bücher verschiedener Verlage, ADKDW) gibt sie seit zehn Jahren die Zeitschrift »Pop. Kultur und Kritik« heraus. Sie moderiert zudem Veranstaltungen zu den Themenkomplexen Popkultur, Kunst und Literatur. [Quelle: https://insertfemaleartist.de/festival/ifa-2021/artist/mascha-jacobs/]

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